Die Finanzexpertin

Die Finanzexpertin ist ein neu entwickeltes Konzept der Volksbank RheinAhrEifel, in dem es um Frauen in der Finanzbranche geht. Wirtschaftlich- und finanziell-engagierte Frauen sind längst keine Ausnahme mehr. Frauen in Führungspositionen haben sich in den letzten Jahren, sei es eben in der Finanzbranche oder in anderen Berufsfeldern, immer mehr etabliert.

Mit der Serie "Die Finanzexpertin" wollen wir einen Einblick in das Arbeitsleben von Frauen in der Finanzbranche geben, welche entscheidende und unabdingbare Positionen in ihrem individuellen Arbeitsalltag ausüben.

Dieser Einblick soll andere Frauen inspirieren und in ihrem Selbstbewusstsein bestärken. Wir vermitteln Tipps und Wissen über Wirtschaft und Finanzen von Frauen für Frauen, damit auch Sie zur nächsten Finanzexpertin werden!

Interview mit Carolina Göring Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Interview mit Carolina Göring Filialleiterin, Privatkundenberaterin und Bankbetriebswirtin

Foto: Marco Rothbrust

Du bist seit 2011 bei der Volksbank RheinAhrEifel bzw. zuvor bei der Volksbank Mittelrhein beschäftigt, hast die Ausbildung zur Bankkauffrau ebenfalls hier absolviert und bist seit 2019 Filialleiterin in Arenberg. Wieso hast du dich für diesen Weg entschieden? Die Bank bietet schließlich viele Optionen…

Schon in der Ausbildung konnte ich zahlreiche Bereiche in der Bank kennenlernen, habe mich aber für den Service und die Kundenberatung entschieden. Ich konnte in meiner Wunschfiliale Koblenz-Lay starten und bin dann 2018 nach Arenberg gewechselt. Das Bankwesen interessiert mich aber grundsätzlich, daher habe ich nebenberuflich noch studiert und den Fachwirt sowie Bankbetriebswirt absolviert.

Was reizt dich besonders am Kundenkontakt?

Die Arbeit in der Beratung und Filiale ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist anders, morgens weiß ich nie so recht, was mich erwartet. Mir gefällt die Vielseitigkeit und die persönlichen Geschichten, die die Kunden mitbringen und beschäftigen. Das daraus entstehende Vertrauensverhältnis und die generationsübergreifende Begleitung meiner Kunden spornen mich täglich in meiner Funktion an. Wir haben hier in Arenberg ein großes Einzugsgebiet, weil dies (noch) die einzige rechtsrheinische Geschäftsstelle vor der Fusion mit der VR Bank Rhein-Mosel in Neuwied ist.

Und was nervt eher am Job?

Das kann ich leicht beantworten: Es gibt einen hohen Administrationsaufwand, jedes Jahr kommen neue Vorschriften und Kontrollen hinzu. Natürlich verbessert dies auch vieles, wie die Qualität und Aufklärung der Beratung im Allgemeinen oder den Verbraucherschutz, dennoch würde ich die Zeit lieber mit „echter“ Arbeit in der Beratung verbringen.

Was gefällt dir denn an der Finanzbranche? Bist du ein Zahlenmensch? Und warum gerade die Volksbank als Arbeitgeber?

Ich würde sagen, ich bin ein Menschenfreund und Teamplayer, weniger ein Zahlenmensch. In der genossenschaftlichen Bank fühle ich mich wohl und finde die grundsätzliche Mitbestimmung von Mitgliedern sehr wichtig. Der Beratungsansatz ist stets ganzheitlich und wir sind sozusagen die Vertrauensperson für die Finanzen in allen Lebenssituationen beim Kunden.

Auch das Regionalprinzip gefällt mir, so treffe ich in Koblenz und Umgebung sowohl KollegInnen als auch KundInnen mal zufällig privat und fühle mich hier schneller heimatverbunden, da ich gebürtig aus dem Hunsrück komme.

Siehst du besondere Herausforderungen bei der Beratung von Kundinnen? Gibt es hier andere Schwerpunkte oder Wünsche oder sollte es diese geben? Themen wie die Rentenlücke für Frauen oder die Herausforderung von Alleinerziehenden werden immer wieder in der Presse dargestellt.

Männer sind meist zugänglicher bei Geld und Finanzen, Frauen eher verhalten, sogar skeptisch. Bei Frauen stelle ich einen höheren Informationsbedarf fest in einem sehr verkürzten Zeitrahmen, denn Frauen durchlaufen in ihrem Leben sehr unterschiedliche Phasen. Diese sind in der Regel viel volatiler als die des Mannes. Phasen, wie zum Beispiel berufliche Auszeiten, Teilzeitarbeit, die Pflege Angehöriger und ein Wiedereinstieg ins Berufsgeschehen, führen dazu, dass Frauen häufig finanziellem sowie zeitlichem Druck ausgesetzt sind.

Deswegen ist es unsere Aufgabe, wie ich finde, gemeinsam mit unseren Kundinnen Handlungsoptionen zu schaffen, um die spezifischen Bedürfnisse der Frauen aufzufangen, ihnen in einem zeitlich überschaubaren Rahmen alle notwendigen Informationen zu liefern und damit für finanzielle Sicherheit sorgen.

Meiner Meinung nach kombiniert unsere ganzheitlich genossenschaftliche Beratung die Finanzthemen wie Altersvorsorge, Geldanlage und Absicherung der unterschiedlichen Lebensumstände ideal in einem Vermögenskonzept. Daher empfehle ich jeder unserer Kundinnen, sich mit ihrer finanziellen Vertrauensperson in Kontakt zu setzen und über diese Themen zu sprechen. Je früher solche Weichen gestellt sind, desto zuversichtlicher und beruhigter können unsere Kundinnen durchs Leben gehen.

Du hast in der Filiale oft Unterstützung von unseren Auszubildenden. Was rätst du den jungen KollegInnen, die vielleicht gerade erst ihre Karriere gestartet haben und noch nicht wissen, wo die Reise hingehen soll?

Am wichtigsten ist dabei: Offenheit und die Bereitschaft zu lernen! Unsere Auszubildenen können in zahlreiche Bereiche hineinschnuppern – IT, Organisation, Immobilien, Marketing etc. Wenn Sie frühzeitig Wünsche äußern und Bedürfnisse aufzeigen und dies mit der Ausbildungsleitung besprechen, findet sich immer ein Weg zum Traumjob. Es gibt auch viele innerbetriebliche Schulungen zu Fachthemen, Verbundpartnern und -produkten und zur Persönlichkeitsentwicklung, dies ist wirklich außergewöhnlich an der Ausbildung bei uns!

Im Jahr 2022 hast du erfolgreich das PEP-Programm bei der Volksbank RheinAhrEifel abgeschlossen. Dieses Programm ist für junge Potentialträger im Hause, die sich weiterentwickeln möchten. Was konntest du bei diesem einjährigen Kurs für dich mitnehmen?

Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, wir haben meist in Kleingruppen gearbeitet und ich hatte dadurch einen unglaublichen Mehrwert: Seitdem nehme ich meine Stärken und Werte nochmal bewusster wahr. Aus verschiedenen Bereichen im Haus sind KollegInnen zusammengekommen und wir haben super voneinander lernen können, z.B. dass mit Teamarbeit meist mehr erreicht werden kann. Außerdem war die Begleitung durch die Personalabteilung und unsere Führungskräfte-Coachin sehr professionell.

Schnellfragerunde

Welchen Film muss man gesehen haben?

Forrest Gump

Absolutes Lieblingsessen?

Rigatoni al Forno

Und das dann lieber selbst kochen oder im Restaurant essen?               

Nur wenn mein Partner das kocht, ohne Frage😊

Was ist deine Lieblingsjahreszeit?                                                        

Herbst, da ist alles so schön bunt.

Was war der tollste Ort, den du je besucht hast?

Eher eine Reise als ein Ort. Unsere Reise mit dem Wohnmobil über Österreich, Slowenien bis nach Kroatien. Das war fantastisch!

Vielen Dank für den tollen Austausch, das Interview führt Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel

Fragen an Ulrike Mohrs, Bürgermeisterin der Stadt Koblenz

Diplom-Verwaltungswirtin und seit Jahren Mitglied unserer Volksbank

Foto: DRK

Frau Mohrs, seit 2018 sind Sie Bürgermeisterin der Stadt Koblenz. Was gefällt Ihnen an dieser Position besonders gut?

Am allerbesten gefällt es mir, Dinge zu gestalten und dies in der eigenen Heimatstadt. Ich habe den Blick aufs Ganze und kann im eigenen Dezernat Themen voranbringen und umsetzen, also agieren, statt nur zu reagieren.

Ich bin gebürtige Koblenzerin (aus Rübenach) und viel unterwegs in Sportvereinen, gemeinnützigen Vereinen und bei den unterschiedlichsten Terminen. Dabei werde ich häufig darauf angesprochen, wo der Schuh drückt, das finde ich sehr positiv.

Koblenz ist durch den Zusammenfluss von Rhein und Mosel und die vielen Einzugsgebiete wie Westerwald, Hunsrück, Taunus und Eifel ein bedeutender Knotenpunkt in Rheinland-Pfalz. Was macht Koblenz für Sie so lebenswert und attraktiv?

Wir leben in einer Stadt an zwei Flüssen, durch die Mittelgebirge gibt es einen hohen Freizeitwert und spannenden Tourismus. Außerdem findet hier jeder das passende kulturelle Angebot und Koblenz ist zudem Sportstadt, was ebenfalls viele Menschen zu uns führt.

Was darüber hinaus die Region lebens- und besuchenswert macht, ist ihre Wirtschaftskraft: Besonders die Alt- und Innenstadt mit ihrer hohen Attraktivität und deren Infrastruktur des Einzelhandels.  Wir haben gute Gewerbesteuereinnahmen und einen starken Öffentlichen Dienst und sind ein sehr bedeutender Bundeswehrstandort. Wir sind gleichzeitig Gesundheitsstandort mit drei großen Kliniken, mir persönlich gefällt auch der fast dörfliche Charakter in den einzelnen Stadtteilen mit Wochenmärkten wie z. B. in Ehrenbreitstein und dem ausgeprägten Vereinsleben in Sport und Kultur.

Was war der bislang schönste Moment als Bürgermeisterin oder gibt es ein Herzensprojekt?

Es ist hier kaum möglich, einen bestimmten Moment zu nennen. Aber eine Sache hat mich doch außerordentlich beschäftigt und gefreut: Die Fertigstellung des unteren Sanierungsbereiches des Freibades Oberwerth.

Schon ganz zu Anfang meiner Amtszeit gab es ein Leck und Wasser drohte in den Untergrund auszutreten, das Schwimmbad hätte geschlossen werden müssen. Wir haben sofort gehandelt und konnten sogar während der Sanierungsphase immer wieder Verbesserungen durchführen, bis das Problem letztlich vollständig behoben wurde und das Schwimmbad heute sogar noch schöner geworden ist als erwartet.

Besonders am Herzen liegen mir Begegnungen mit Menschen, insbesondere im Kinder- und Jugendbereich.

Sie haben nach dem Abitur ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin absolviert und waren anschließend 30 Jahre in verschiedenen Positionen bei der Agentur für Arbeit beschäftigt, u.a. als Arbeitsberaterin, viele Jahre auch als Geschäftsführerin. Wie beurteilen Sie aus dieser Erfahrung heraus die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt – vor welchen besonderen Herausforderungen stehen Frauen, wie hat sich das in letzten 30 Jahren verändert?

Ich sehe die Situation sehr ambivalent, beim Arbeitgeber Bundesagentur habe ich kein Ungleichgewicht erfahren, ganz im Gegenteil – hier waren es manchmal sogar eher mehr Frauen als Männer in der Geschäftsführung. Aber natürlich sind die Unterschiede je nach Branche und Betrieb größer, insbesondere bei der Entlohnung. Im Öffentlichen Dienst ist das nicht so, aber sonst sehe ich großen Handlungsbedarf.

Weitere grundlegende Eckpunkte sehe ich bei Frauen und der Familienphase. Dadurch fehlen Berufsjahre bzw. -erfahrungen, die sich auf die Bezahlung auswirken. Dieses Ungleichgewicht sollte ebenfalls thematisiert werden. Als Gesellschaft berauben wir uns Chancen, denn Frauen gehen die Dinge anders an und meiner Ansicht nach ist ein Betrieb nur gut aufgestellt, wenn er die positiven Eigenschaften bzw. Fähigkeiten beider Geschlechter verzahnt.

Einen besonderen Faktor halte ich jedoch für sehr unterschätzt: Empathie! Sie ist überaus wichtig in der Führung und absolut notwendig, dies ist aus meiner Sicht eine große Stärke von uns Frauen.

Welche persönlichen Stärken haben Ihnen bei der Ausführung Ihrer Rollen als Geschäftsführerin und als Bürgermeisterin bis heute geholfen?

Für mich ganz essenziell sind hier Empathie und meine Fähigkeit zum lösungsorientierten Denken auch über klassische Grenzen hinweg. Dies kennen und schätzen meine KollegInnen auch sehr und insgeheim wissen sie, von mir kommt auch mal der ein oder andere konstruktive Kritikpunkt.

Ich halte aufmerksames Zuhören ebenfalls für einen sehr relevanten Faktor. Dabei bin ich immer bereit, mich mit guten Argumenten überzeugen zu lassen. Aber da, wo es nötig ist, zeige ich auch die ausreichende Entscheidungsstärke. Grundsätzlich wird mutiger Entscheidungswillen oft unterschätzt, dabei gibt es selten „falsche Entscheidungen“, schlimmer ist es, gar keine zu treffen.

Daneben sehe ich auch ein gesundes Verhältnis zum Bauchgefühl als die Summe der Erfahrungen, die man im Leben gesammelt hat, als guten Ratgeber.

Ich bin damals für die Position als Bürgermeisterin weitestgehend aufgrund meiner Fachlichkeit und meines Engagements im Sozial- und Jugendbereich angesprochen worden, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Was wünschen Sie sich für Frauen in Führungspositionen und für die junge Generation in der Region? Was hätte Ihnen in den letzten Jahren geholfen beim Erreichen der beruflichen Ziele?

Wie schon erwähnt, habe ich in meiner Zeit bei der Bundesagentur niemals Hemmschwellen als Frau erfahren. Aber was ich mir wünsche, ist mehr Offenheit für die Leistung von Frauen und dass sie ihren Weg gehen können, deshalb ist es umso bedeutsamer, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern.

Meiner Meinung nach sollten hier bessere Strukturen geschaffen werden, sowohl in der Kinderbetreuung wie aber auch in der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger und beides muss häufig (gleichzeitig) geleistet und dabei unbedingt gleichberechtigt verteilt werden - zwischen Mann und Frau bzw. den Partnern!

Wie wichtig ist Ihnen Work-Life-Balance und wo sehen Sie hier Herausforderungen speziell für Frauen?

Ohne Kraftquellen, besonders im Privaten, geht es nicht. Ich persönlich brauche einen gesunden Ausgleich, das kann gerne ausreichend Erholung an der frischen Luft sein.

Manche schöpfen Energie aus ihrer Arbeit und auch bei meinem Job, der deutlich mehr als 40 Stunden die Woche umfasst und gerne auch Abendveranstaltungen beinhaltet, ist das so. Aber andere Menschen benötigen mehr Balance im Privatleben und möchten weniger arbeiten, was völlig in Ordnung ist. Hauptsache, man kümmert sich um sich selbst und tut sich selbst Gutes (und schläft ausreichend - lacht).

Wenn Sie auf Ihren bisherigen beruflichen Werdegang zurückblicken – gibt es Dinge, die Sie mit dem Wissen von heute anders machen würden/Entscheidungen, die Sie anders treffen würden?

Im Nachhinein sind wir wohl alle schlauer. Wichtig ist, aus der Vergangenheit zu lernen, aber von einem Bereuen einzelner Entscheidungen halte ich persönlich nichts.

Am Beispiel Pandemie: Heute wissen wir alle mehr als vor drei Jahren, aber damals mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt, mit einem bestimmten Wissen, Entscheidungen getroffen werden…

2018 bin ich Bürgermeisterin geworden und 2019 war ein relativ normales erstes Jahr, aber schon im Dezember 2019 gab es erste Gespräche mit Andeutungen zu Corona. Wir haben dann sehr schnell die erste Fieberambulanz in Rheinland-Pfalz aufgebaut, dies ging nur in enger Abstimmung mit dem Verwaltungsstab. Rasch haben wir gemerkt, „die Krise braucht ein Gesicht“ und der Oberbürgermeister und ich haben Videos gedreht, um BürgerInnen zu informieren. Dies war alles neu für uns.

2021 hatten wir dann die Ahrflut. Hier haben die Mitarbeitenden unserer integrierten Leitstelle in Koblenz enormes geleistet. Auch dies war eine besondere Herausforderung.

Ich habe bei diesen Ereignissen sehr viel gelernt, ich wachse mit den Aufgaben.

Dies kostet natürlich viel Energie, eins ist mir bei all dem klar geworden: Gemeinsam können wir mehr erreichen.

Durch die letzten Jahre ist mir umso deutlicher geworden, wir müssen besser mit dem Wandel leben und Change Management als fortlaufenden Prozess verstehen.

Sie haben auch viele Ehrenämter inne, sind z. B. stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Koblenz und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Hochschule Koblenz. Außerdem leiten Sie unter anderem die Fachbereiche Sicherheit, Ordnung und Katastrophenschutz. Woraus schöpfen Sie die Energie für diese herausfordernden Aufgaben?

Meine zwei bedeutendsten Kraftquellen sind die Familie und mein Glaube. Ich lebe im großen Familienverbund in einer Hofgemeinschaft mit drei Häusern, dies gibt mir ganz viel Stärke. Außerdem bin ich praktizierende Christin.

Welche Begegnungen bzw. Erfolge, welche Herausforderungen bleiben Ihnen als Bürgermeisterin heute in Erinnerung?

Ich pflege einen sehr engen Kontakt zum Kinderhospiz. Im Jahre 2022 wurde der Kinderhospiztag vorm Schloss mit vielen Schulklassen veranstaltet. Dieser Tag ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein weiterer schöner Moment war für mich die Ausrichtung der Special Olympics Landesspiele im Sommer 2022 – hier zeigte sich die Begeisterung der Menschen und dass Koblenz durch und durch Sportstadt ist. Darüber hinaus bin ich natürlich in den unterschiedlichsten Vereinen von Sport, Karneval etc. unterwegs. Was ich dabei persönlich sehr schätze ist, wenn Menschen mich dort oder z. B. in der Innenstadt ansprechen und man in den Dialog kommt. Ich mag den unmittelbaren Kontakt mit den BürgerInnen unserer wunderschönen Stadt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Berufsleben von Frauen?

Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Selbstverständlichkeit. In zehn Jahren führen wir hoffentlich auch solche Interviews, aber dann mit anderen Schwerpunkten. Dafür benötigen wir gleiche Bezahlung, bessere Aufteilung der Familienarbeit und intelligente Teilzeitmodelle.

Was jedoch bei Ihrer Frage nicht vergessen werden sollte: Frauen mit guter Schulbildung sind nicht immer der Maßstab, eine Förderung sollte durch alle Schichten gehen, nicht nur für die gut ausgebildete Mittelschicht und die möglichen Führungspositionen oder deren Kandidatinnen, sondern auch für Frauen, die vielleicht eine ganz andere Hilfe benötigen – sowohl finanzielle als auch strukturelle. Ich halte grundsätzlich viel davon, die Stärken der Menschen zusammenzubringen, das ist viel effizienter als die Teile des Einzelnen.

Vielen Dank für Ihre spannenden Antworten und den offenen Austausch!

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der Volksbank RheinAhrEifel eG

Wir stellen vor: Teamleiterin Direktberatung Karin Mombaur

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit der Teamleiterin Privatkundenberatung Karin Mombaur

Foto: Marco Rothbrust

Frau Mombaur, Sie arbeiten mittlerweile seit über 40 Jahren bei der Volksbank. Erzählen Sie uns doch ein bisschen, wie Sie damals zu uns kamen?

Nach meiner kaufmännischen Ausbildung in einem Ingenieurbüro stieß ich auf ein Zeitungsinserat der Volksbank, in dem man Mitarbeiter für die Buchhaltung suchte. 1982 nahm ich diese Stelle an. Ich arbeitete allerdings tatsächlich nur wenige Monate in der Buchhaltung, bis mich mein Vorgesetzter fragte, ob ich mich mal im Kundenservice versuchen wolle.

Das heißt, Sie kamen eigentlich zufällig in den Kundenbereich?

Richtig, ich suche immer neue Herausforderungen. Da kam mir das Angebot sehr gelegen und mit Kunden zu arbeiten empfinde ich nach wie vor als eine sehr bereichernde Aufgabe. Ich habe mich dann mit vielen Fortbildungen auf die Privatkundenberatung spezialisiert und später dann parallel ein Team von 7-8 Mitarbeitern übernommen. Durch die Fusion mit Mayen waren es später über 20 Teammitglieder.

War das der Moment, in dem sie sich entschieden haben, Ihre Aufmerksamkeit zu 100% auf die Teamleitung zu fokussieren?

Die Entscheidung ist mir wirklich schwergefallen. Denn ich schätze die Erfolgserlebnisse, die man direkt am Kunden hat, wenn man die perfekte Lösung für ihn entwickeln konnte. Allerdings mag ich es auch sehr, jungen Beratern auf den Weg zu helfen. Letztlich habe ich mich dann für mein Team entschieden.

Das Corona-Jahr 2020 hat Ihnen wieder eine neue Herausforderung gestellt, die Gründung der Direktberatung in der Volksbank Direkt. Wie war das für Sie, die Kundenberatung ins digitale Zeitalter zu überführen?

Spannend! Da eine digitale Beratung bei uns noch nie da gewesen ist, hatten wir die Möglichkeit, vieles auszuprobieren. Das ergab einen tollen Austausch zwischen den Generationen. Auch jüngere Kollegen konnten hier ältere durch ihr technisches Know-How unterstützen. Im Übrigen sehe ich große Vorteile in der digitalen Beratung. Beispielsweise muss der Kunde keinen Weg auf sich nehmen, wir holen ihn praktisch im eigenen Wohnzimmer ab, wo er sich auch wohl fühlt. Auch wenn ich ihn nach einem bestimmten Dokument frage, hat er zuhause direkt Zugriff darauf, das ist sehr praktisch.

Nun arbeiten Sie in einer Führungsposition bei der Bank, wo Frauen leider noch immer unterrepräsentiert sind. Woran meinen Sie, könnte das liegen?

Ich kann sagen, dass es definitiv nichts mit der Zielstrebigkeit oder der Qualifikation der Frauen zu tun hat. Aber was ich immer wieder höre ist, dass Frauen sich der bestehenden, männerbesetzten Führungsebene nicht zugehörig fühlen und deshalb Beförderungen nicht aktiv forcieren. Andere stellen ihre Karriere vielleicht hinter der ihres Partners zurück, wenn sie Kinder haben.

Fühlen Sie sich denn von den männlichen Kollegen Ihrer Ebene ernst genommen und respektiert?

Definitiv ja. Männerrunden diskutieren zwar anders, ich selbst fühle mich aber in keiner Weise davon benachteiligt, es kommt sogar vor, dass meine männlichen Kollegen mich explizit nach meiner Meinung als Frau konsultieren. – Nicht, dass ich die nicht auch ungefragt sagen würde.

Welche Soft Skills erfordert eine Teamleiterposition?

Ich persönlich denke, neben der fachlichen Kompetenz ist Empathie ein sehr wichtiger Schlüssel. Man sollte versuchen, sich in die Menschen, für die man zuständig ist, hineinzuversetzen. Wenn man auf Augenhöhe bleibt, wird einem in der Regel automatisch mit Respekt begegnet. Im Übrigen glaube ich, dass gerade das eine Eigenschaft ist, die Frauen durch ihre intuitive Veranlagung besonders liegt. Zudem sind es die meisten Frauen auch gewohnt, nicht nur selbstbezogen, sondern auch für andere mitzudenken.

Was waren anfangs die größten Herausforderungen für Sie in dieser Position?

Das war, denke ich, die Teamgröße. Nach der Fusion mit der Volksbank Mülheim-Kärlich 2017 waren es zeitweise über 30 Mitarbeiter, für die ich verantwortlich war. Bei einem Team dieser Größe ist es natürlich eine große Herausforderung, trotzdem noch individuell auf jeden einzelnen einzugehen bzw. jedem gerecht zu werden. Eine andere Herausforderung ist die Gleichbehandlung, da man die Berater ja allein schon wegen verschiedener Schnittstellen im operativen Geschäft viel häufiger sieht als die Servicekräfte. Es war dennoch immer mein Anspruch, auch die Anliegen der Servicekräfte zu hören.

Wenn Sie Ihre Entscheidung zwischen Teamleitung und Kundenberatung nun rückblickend betrachten, würden Sie sagen, dass es die richtige Entscheidung war?

Ja! (lacht herzlich) – nach wie vor. Der Austausch und das Miteinander mit meinem Team sind für mich das „Salz in der Suppe“! Und junge Berater zu unterstützen und Ihnen den Rücken zu stärken, empfinde ich als sehr wertvolle Aufgabe. Trotzdem freue ich mich immer, wenn ich über die Gesprächsbegleitung doch noch ab und an einem Kundengespräch beiwohnen kann.

Sehen Sie in der Beratung Unterschiede in der Vorbereitung von Männern und Frauen?

Ja, das schon. Junge Frauen kommen deutlich vorbereiteter in die Beratung als junge Männer. Sie haben klarere Lebenspläne und Ziele vor Augen, auf die sie sparen wollen und einen besseren Überblick, in was ihr Geld monatlich fließt.

Gibt es einen Rat, den Sie speziell Frauen ans Herz legen würden?

Dass sie ihre Finanzen frühzeitig selbst in die Hand nehmen und sich bewusst einen vom Partner unabhängigen Puffer zur Absicherung ansparen. Lebensumstände können sich kurzfristig verändern, dafür sollte man junge Menschen generell mehr sensibilisieren. Es ist z.B. auch sehr wichtig, sein Einkommen zu versichern. Denn bekäme man im Krankheitsfall nur noch 70% des Gehalts, wer könnte damit dann schon gut zurechtkommen?

Hat Ihnen schon mal ein Kunde gedankt, dass er durch Sie optimal auf den Ernstfall vorbereitet war?

Ja, das habe ich schon mehrfach erlebt. Ich erinnere mich noch gut an einen Kunden, der es für äußerst unwahrscheinlich hielt, einmal arbeitslos zu werden. Dennoch konnte ich ihn überzeugen, seinen Kredit für diesen Fall abzusichern. Als er später seinen Job verlor, aber auf die Versicherung zurückgreifen konnte, hat er sich persönlich bei mir für diesen Rat bedankt.

Das ist ein sehr schönes Beispiel.

Damit wären wir auch schon am Ende des Interviews angelangt. Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit dafür genommen haben, uns einen kleinen Einblick zu geben!

Sehr gerne! Es hat mir auch großen Spaß gemacht!

Judith Klassmann-Laux: Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Wirtschaftsförderin Judith Klassmann-Laux

Die Zukunft wird flexibler und bringt mehr Chancen!

Foto: WFG Vulkaneifel mbH

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir Judith Klassmann-Laux für ein Interview gewinnen konnten. Als Geschäftsführerin der WFG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft) Vulkaneifel mbH ist sie Ansprechpartnerin und Ratgeberin für alle Unternehmerinnen und Unternehmer im Landkreis Vulkaneifel und solche, die es werden wollen. Wir sprechen mit ihr über geschlechterspezifische Unterschiede in der Gründer- und Unternehmerszene, darüber, wie sie als Mutter den Spagat zwischen Beruf und Familie meistert und warum sie die Zukunftschancen für Frauen in Führungspositionen als hoch einschätzt.

Sie sind seit 2017 Geschäftsführerin der WFG Vulkaneifel mbH und Ihre Mission ist es, ExistenzgründerInnen und Unternehmen in der Region zu stärken und die Wirtschaft im Landkreis zu fördern. Was hat Sie an dieser Aufgabe besonders gereizt?

Nach meinem Studium der Diplom-Sozialwissenschaften habe ich beim Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier gearbeitet und u. a. Projekte zur Gründungsförderung von Frauen oder Beratungen „Frauen und Beruf“ durchgeführt. 2010 bin ich mit meinem damaligen Freund und heutigen Mann, Thomas Klassmann (Direktor Regionalmarkt Eifel), zusammengezogen und habe als Gründungsberaterin bei der WFG begonnen. 2012 wurde ich Prokuristin der WFG und bin seither Ansprechpartnerin für die bestehenden Unternehmen im Landkreis Vulkaneifel. Meine Motivation zur Übernahme der Geschäftsführung im Jahr 2017 war und ist es, gestalten zu können. Ich kann den Fokus gezielter setzen, zum Beispiel darauf, GründerInnen auch in der sensiblen Anfangsphase zu begleiten. Besonders hier erfahren junge UnternehmerInnen die größten Herausforderungen.

Erleben Sie in der Beratung Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wie ausgewogen ist der Anteil bei Führungsrollen und GründerInnen?

Ja, Gründerinnen gehen oft weniger Risiken ein, sind aber etwas besser vorbereitet. Die Gründung erfolgt hier meist im Nebenerwerb, was anfangs auch weniger Risiko bedeutet. Nicht selten erfolgt dann nach einigen Jahren der Umstieg in den Vollerwerb, dann, wenn sich das Unternehmen am Markt etabliert hat. Aus unserer Sicht ein gesundes Unternehmenswachstum.  Bei den Unternehmen, die schon länger am Markt sind, stellen wir fest, dass zum Großteil immer noch mehr Männer in Führungspositionen tätig sind als Frauen. Je kleiner der Betrieb, desto mehr Frauen führen – bei den Gründerinnen ist das Verhältnis 50/50.

Nehmen Männer Sie in Ihrer Funktion als Geschäftsführerin in der Zusammenarbeit als Exotin wahr?

Unter Kollegen ist das oft noch so… Wirtschaftsförderung ist ein männlich-dominiertes Berufsfeld. Wenn ich z. B. als Geschäftsführerin der WFG am Forum der deutschen Wirtschaftsförderer teilnehme, sind maximal 20 Prozent der TeilnehmerInnen weiblich. Vor einigen Jahren war dieser Prozentsatz deutlich geringer. Das Bild verändert sich erfreulicherweise zunehmend. Ich habe gelernt, nicht alles persönlich zu nehmen oder entsprechend zu kontern, wenn es mal einen Spruch gibt. In der Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist das anders. Ich bin 2015 auf einen Geschäftsführer gefolgt, der mehr als 30 Jahre die Geschicke der WFG gelenkt hat. Einen solchen Erfahrungsschatz holt man nicht von heute auf morgen auf. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man nun eine Frau oder ein Mann ist. Hier galt es einfach zu beweisen, dass man auch mit neuen Impulsen Akzente setzen kann. Ich denke, das ist mir gelungen. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt erlebt, dass meine Fähigkeiten in Frage gestellt wurden, weil ich eine Frau bin – und dazu noch in Teilzeit arbeite.

Sie sind Mutter eines siebenjährigen Sohns. Wie meistern Sie den Spagat zwischen Familie und Karriere?

Ich habe meinen Wunsch nach einer Teilzeitstelle im Bewerbungsverfahren um die Stelle des Geschäftsführers offen kommuniziert. Ich habe eine 80-Prozent-Stelle mit 32 Stunden pro Woche. Dass es natürlich in den Erkältungsmonaten in der Kita und jetzt Schule auch mal hektisch im Alltag wird, ist nicht zu vermeiden. Da waren die Jahre 2020 und 2021 mit einer geschlossenen Kita oder Notbetreuung natürlich eine besondere Herausforderung für Familien. Wenn unser Sohn krank wird, wechseln mein Mann und ich uns in der Betreuung ab, je nachdem, wer welche Präsenztermine hat. Zudem haben wir viel Unterstützung von der Familie und es gibt großartige externe Betreuungsangebote in der Region. Meinem Mann und mir ist es wichtig, viele Absprachen zu treffen. Der Alltag ist dadurch gut organisiert und es fühlt sich auch gut an. Sollte es zeitlich mal nicht passen, greifen wir auf Tante, Oma und Opa oder einen unserer drei Babysitter zurück. Es gibt einfach immer mal wieder Abendtermine, die mein Mann und ich gleichermaßen in unserer jeweiligen Position wahrnehmen.

Was wünschen Sie sich für eine bessere Work-Life-Balance?

Grundsätzlich wird die WFG Vulkaneifel, wie auch die Unternehmen in der Region, das Thema Fachkräftesicherung begleiten und legt damit automatisch den Fokus auf Work-Life-Balance. Denn nur wer Work-Life-Balance als Anliegen seiner Fachkräfte begreift, ist langfristig wettbewerbsfähig. Beide Partner möchten arbeiten und suchen als Arbeitnehmer Lösungen bei ihren Arbeitgebern. Dies funktioniert nur im Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und wird am Ende einen positiven Beitrag für die Gesellschaft bringen.

Wie hat sich die Arbeits- und Familienwelt in den letzten Jahren gewandelt – sowohl für Frauen, Männer, UnternehmerInnen?

Frauen brechen eher Muster auf und überzeugen zuerst sich selbst – nach dem Motto „Ich schaffe das“ – und kombinieren Job, Familie und Haushalt. Männer beschäftigen sich (noch) weniger mit dieser Vereinbarung, erwägen seltener Teilzeitarbeit oder längere Elternzeit zu nehmen. Hier wird es in den kommenden Jahren wohl die größten Veränderungen geben. Frauen fordern beruflich mehr Anerkennung, Dialog und Förderung, aber auch Hilfe und Unterstützung, ein.

Angestellte oder Unternehmerinnen bleiben besonders nach dem ersten Kind nicht zu 100 Prozent zu Hause – dies ist heute finanziell für viele Familien auch nicht mehr möglich. Die Zukunft wird flexibler werden und bietet so auch mehr Chancen für Frauen als Unternehmerinnen oder in Führungspositionen.

Was wünschen Sie sich für Frauen im Beruf und insbesondere in Führungspositionen?

Ich hoffe, dass der gegenseitige Respekt und das wertschätzende Miteinander noch bewusster werden. Heutzutage stehen wir uns dort selbst manchmal im Weg. Gerade Frauen (und Mütter) sind gut darin, sich gegenseitig für ihr jeweils gewähltes Modell im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verurteilen.  Für die junge Generation wünsche ich mir z. B. eine gesunde Resilienz und viel Gelassenheit im Umgang mit Leistungsdruck und Veränderungen.

Was sind Ihre Wünsche und Ziele für das nächste Jahr?

Dass wir alle gesund bleiben, nicht vergessen, Spaß zu haben und allgemein zufriedener werden.

Vielen Dank für das schöne Interview.

Das Interview führte Katrin Schildhorn, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Volksbank RheinAhrEifel

Iris Steinacker-Creutzfeldt: Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

Volksbank RheinAhrEifel im Interview mit Steuerexpertin Iris Steinacker-Creutzfeldt

Beruf und Finanzen selbstbestimmt in die Hand nehmen!

In unserer Serie „Die Finanzexpertin“ lassen wir starke Frauen zu Wort kommen. Unsere Mission? Andere Frauen zu empowern und zu ermutigen, ihre berufliche und finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Aufsichtsrätin Iris Steinacker-Creutzfeldt für ein Interview gewinnen konnten. Als selbstständiger Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist sie eine erfolgreiche Frau in einer Männerdomäne und gibt spannende Einblicke und hilfreiche Tipps.

Frau Steinacker-Creutzfeldt, Sie sind Dipl.-Kauffrau, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Gesellschafterin von Steinacker Creutzfeldt Steuerberater Wirtschaftsprüfer Rechtsanwalt. Woher kam Ihre Affinität für diese Themen?

Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der selbständiger Steuerberater ist. Schon als Schülerin habe ich in seiner Kanzlei gearbeitet und Belege abgeheftet, Order sortiert etc.. Ich hatte also schon von klein auf Berührungspunkte. Meine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin machte ich allerdings ganz bewusst in einer anderen Kanzlei. Ich merkte sofort, dass es inhaltlich genau mein Ding ist.

Bei der Steuerfachgehilfin ist es aber nicht geblieben, Sie haben direkt weiter gemacht.

Mir war schon früh im Leben klar, dass ich mein eigener Chef sein und irgendwann eine eigene Kanzlei haben möchte. Daher studierte ich nach meinem Abschluss zur Steuerfachgehilfin BWL an der Uni Trier. Ich arbeitete nach dem Bestehen meines Universitätsexamens bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der sog. „Big Four“. Dort bereitete ich mich schon bald berufsbegleitend auf mein Steuerberaterexamen vor. Ein halbes Jahr nach bestandener Steuerberaterprüfung wurde ich Partnerin in einer Steuerberaterkanzlei in Koblenz.

Die Ausdauer hat sich gelohnt. Aber auch bei der reinen Steuerberatung ist es nicht geblieben. Sie haben anschließend auch noch das Examen zum Wirtschaftsprüfer gemacht und damit eine Männerdomäne betreten.

Richtig. Steuerberaterinnen gibt es mittlerweile etliche, die Frauen haben sich gut durchgesetzt. Bei der Wirtschaftsprüfung ist es etwas anders. Der Frauenanteil liegt aktuell hier nur bei ca. 18 Prozent mit 2.710 weiblichen Wirtschaftsprüfern in Deutschland. Das liegt daran, dass der Weg zum Examen sehr langwierig ist. Selten sind die AbsolventInnen beim Examen unter 30 Jahre alt. So liegt der Anteil der unter 30-jährigen Wirtschaftsprüfer in Deutschland derzeit bei ca. 1 Prozent. Frauen entscheiden sich zugunsten der Familienplanung häufig gegen diesen beruflichen Werdegang. Dabei sind die Karriereaussichten hervorragend und es ist eine anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Tätigkeit mit tiefen und vor allem übergreifenden Einblicken.

Also eine klare Berufsempfehlung. Was würden Sie jungen Frauen raten, die Wirtschaftsprüferin werden wollen?

Fangt so früh wie möglich an und zieht es konsequent in möglichst kurzer Zeit durch! Je jünger man ist, umso weniger andere Verpflichtungen hat man und kann sich voll fokussieren. Die Ausbildung kostet viel Zeit und Energie. Mit Kindern wird das natürlich nochmal anspruchsvoller. Auch ein unterstützender und verständnisvoller Lebenspartner im Hintergrund hilft ungemein.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Die Frauenquote ist wichtig, um in unserer Gesellschaft eine Veränderung zu erreichen. Dennoch finde ich es schade, dass es einer Frauenquote bedarf. Ich sehe mich als Berater geschlechtsunabhängig. Die Menschen, die zu mir zur Beratung kommen, tun das doch nicht, weil ich eine Frau bin, sondern weil sie überzeugt sind, dass ich sie gut berate. Viel mehr als die Frauenquote brauchen Frauen Infrastrukturen, die ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

Glauben Sie, dass das Steuersystem Frauen benachteiligt?

Nein, das Steuergesetz halte ich grundsätzlich für geschlechtsneutral. Anders sieht es mit den nachgelagerten Systemen aus, die auf dem Steuerrecht aufsetzen. Zum Beispiel die Regelung der Bemessungsgrundlagen für Lohnersatzzahlungen. Da diese am Nettogehalt berechnet werden, werden Frauen aufgrund ihrer Lebensrealität häufiger benachteiligt als Männer. Wenn der Partner mehr verdient, wählen Frauen nämlich häufig die für sie ungünstigere Steuerklasse. Die Nettoauszahlung ist demzufolge geringer, der Ehemann erhält mehr. Gerechter wäre es, das Bruttoeinkommen der Bemessung dafür zugrunde zu legen.

In Ihrem Beruf bekommen Sie Einblicke in die unterschiedlichsten Einkommenssituationen. Wie nehmen Sie die Einkommensentwicklung von Männern und Frauen war?

Da nehme ich in den letzten Jahren eine deutliche Angleichung wahr.

Wenn es um die Finanzen und die Steuererklärung geht – wer hat da in der Ehe in der Regel die Hosen an?

Immer noch ganz klar die Herren. Sie nehmen die Termine in unserer Kanzlei häufig allein wahr. Wenn es um die gemeinsamen Finanzen oder die Finanzen des Familienunternehmens geht, halten sich viele Frauen weiterhin sehr zurück. Sie haben selten vollständige Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Situation. Wenn dann Unvorhergesehenes eintritt, wie eine plötzliche schwere Erkrankung des Partners, eine unverschuldete wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens, eine Insolvenz oder andere ungünstige Situationen, sind Frauen häufig nicht gut vorbereitet.

Welchen Rat möchten Sie Frauen mit auf den Weg geben?

 Sich zu interessieren! Für den Beruf des Partners und wenn er selbstständig ist, auch für das Unternehmen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, das Geschäft und seine Entwicklung zu verstehen und stets informiert zu sein – nicht nur für den Fall, dass dem Lebenspartner etwas zustößt. Das gilt natürlich auch umgekehrt! Ich denke, in einer Partnerschaft sollte man sich gemeinsam um das Familienvermögen kümmern und keine Scheu haben, über Geld zu sprechen.

Vielen Dank für das interessante Interview, liebe Frau Steinacker-Creutzfeldt. Auch dafür, dass Sie sich bereit erklärt haben, für die weiteren Beiträge unserer Serie „Frauen und Finanzen“ die wichtigsten Steuerfragen speziell für unsere Leserinnen zu beantworten.

Sehr gerne!